Geschichte

Am Johannistag des Jahres 1900 feierte die Stadt Mainz den 500. Geburtstag ihres großen Sohnes Johannes Gutenberg, jenem Patrizierspross, der zugleich Handwerker und Techniker war, Unternehmer und Künstler, ein Mann mit Visionen, Träumen und doch Realist, kurz: ein Erfinder.

Im Anschluss an allerlei großartige, aber vergängliche Feiern und Veranstaltungen entschied die Stadt, ein Gutenberg-Museum zu gründen und gleichzeitig eine Gutenberg-Gesellschaft, die das Museum fördern und die Gutenberg-Forschung weiterbringen sollte. Die Idee dazu stammmte von einem Nicht-Mainzer, von Karl Dziatzko, dem Göttinger Professor, Bibliotheksdirektor und anerkannten Frühdruckforscher.

Am 23. Juni des darauffolgenden Jahres wurde das Museum feierlich eröffnet, und die Gutenberg-Gesellschaft tagte zum ersten Mal.

Erster Vorsitzender des Vorstandes wurde der damalige Oberbürgermeister von Mainz, Dr. Heinrich Gassner. Das Protektorat übernahm der kunstsinnige Großherzog Ernst Ludwig von Hessen. Vorrangiges Ziel war zunächst, Mitglieder zu gewinnen. Entsprechende Aktionen brachten der Gesellschaft unerwartet großen Zulauf, bis Ende des Jahres 1901 zählte sie bereits 613 Mitglieder.

Die Geschichte der Gesellschaft ist aufs engste mit den Geschicken des Museums verknüpft. Beide waren in den Anfangsjahren noch mit der Stadtbibliothek verbunden. Seit Mitte der zwanziger Jahre gab es schließlich Pläne für eine räumliche Trennung. Die Stadt Mainz stellte dafür zwei sehr schöne alte Bauten in nächster Nähe des Domes in Aussicht, das Haus “Zum Römischen Kaiser” und das Haus “Zum König von England”. Im Mai 1927 wurden die ersten Räume im “Römischen Kaiser” feierlich der Öffentlichkeit übergeben, im April des Goethejahres 1932 übernahm das Museum das gesamte Haus.

Im Krieg und nach dem Krieg – Zerstörung der Gebäude, teilweise Rettung der Bestände, provisorischer Neubeginn, Ortswechsel. Die 2000-Jahr-Feier der Stadt Mainz bescherte dem Museum den vorläufig letzten Umzug. 1962 wurde das neue Gutenberg-Museum eingeweiht. Die sehr gut ausgestattete Fachbibliothek und die Gutenberg-Gesellschaft, die Verwaltung des Museums und die Restaurierabteilung sind seitdem im renovierten Haus “Zum Römischen Kaiser” untergebracht, die Ausstellungsräume im angegliederten Neubau, den der Wiesbadener Rainer Schell geschaffen hat. 1990 ist noch der Druckladen des Museums dazugekommen, zunächst im Eckhaus an der Fischtorstraße 2, gegenüber dem “Römischen Kaiser“, seit dem Gutenberg-Jahr 2000 im Erweiterungsbau des Museums. Hier wird die Druckkunst erlebbar und begreifbar gemacht.

Die Entwicklung der Mitgliederzahlen in der Gutenberg-Gesellschaft zeigt Höhen und Tiefen. Bis zum Ersten Weltkrieg blieb es bei etwa 600 Mitgliedern, danach sah es so schlecht aus, dass man 1923 sogar die Auflösung erwog. Daraufhin in Gang gebrachte Rettungsmaßnahmen waren erfolgreich. Nach dem Zweiten Weltkrieg musste man jedoch wieder von vorne beginnen. Heute verzeichnet man 800 Mitglieder in über 30 Nationen. Der 1988 gefasste Beschluss, Studenten und Lernenden eine Beitragsvergünstigung einzuräumen, erwies sich als segensreich. Die Gesellschaft ist nun beträchtlich verjüngt.

Im Juni 2001 war es dann soweit. Die Gutenberg-Gesellschaft feierte ihr hundertjähriges Bestehen – stolz und dankbar zugleich, auf eine so lang andauernde und erfolgreiche Umsetzung einer Idee sowie auf die Unterstützung von ihren Mitgliedern zurückblicken und zählen zu dürfen. Auch der seit 1968 gemeinsam mit der Stadt Mainz und der Gutenberg-Gesellschaft gestiftete Gutenberg-Preis feierte 2018 sein 50. Jubiläum. Dieser wird im jährlichen Wechsel mit der Stadt Leipzig für hervorragende künstlerische, technische oder wissenschaftliche Leistungen auf dem Gebiet der Druckkunst vergeben. Zum Auftakt des Gutenberg-Jahres 2018, an dem sich der Todestag Gutenbergs zum 550. Male jährte, nahm ein großes 250-köpfiges Fachpublikum an der Verleihung unseres Preises teil.

Das Herz der Gutenberg-Gesellschaft und somit wichtigstes Ergebnis ihres Bemühens um die Erforschung der Buch-, Druck- und Schriftgeschichte ist das jährlich seit 1926 erscheinende Gutenberg-Jahrbuch. Jedes Jahr wird darüber hinaus ein Gestaltungspreis für den Umschlag des Gutenberg-Jahrbuchs verliehen.

Im Sinne eines einheitlichen Corporate Design hat der renommierte Schweizer Typograf Jost Hochuli 2005 die Drucksachen der Gutenberg-Gesellschaft (Briefpapier, Kuverts, Einladungskarten, Visitenkarten, Werbeprospekt) in vorbildlichem Design gestaltet, das noble Klassizität mit der schlichten Linie der Moderne verknüpft und ein überarbeitetes, verschlanktes Signet beinhaltet.